Schlaganfall

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Auf einen Schlag ist alles anders

Die ungefähre Lesezeit beträgt 20 Minuten.

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Vertauschte Buchstaben in der Whatsapp-Nachricht oder im Gespräch, Kopfschmerzen, Schwindel, Gesichtsfeldausfall – und plötzlich ist alles anders: Nach einem Schlaganfall müssen Betroffene erst einmal zurückfinden in ihr altes Leben oder sich mit dem neuen anfreunden, das ihnen der Vorfall in ihrem Gehirn beschert hat. Das ist nicht leicht. Der folgende Text beleuchtet Ursachen, Anzeichen und wie Menschen danach weiterleben können.

Inhaltsverzeichnis

Blutung oder Blutgerinnsel

Einem sogenannten Hirnschlag oder Apoplex geht entweder voraus, dass sich irgendwo im Körper ein Blutgerinnsel gebildet hat und dieses schließlich ein Gefäß im Gehirn verstopft (Gesundheitsinformation). Man nennt das fachsprachlich ischämischen Schlaganfall. „Die zweite, seltenere Ursache sind Blutungen im Gehirn, zum Beispiel weil ein Blutgefäß reißt und Blut ins Hirngewebe austritt“ (Gesundheitsinformation). Das ist der hämorrhagische Infarkt (beide Fachausdrücke: Ratgeber Neuropsychologie). Beides führt dazu, dass Teile des Gehirns nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt werden und in der Folge absterben. Abhängig davon, in welchem Areal der Schlaganfall vonstatten geht und natürlich von der Zeit, die bis zur Behandlung – idealerweise – auf Stroke Units verstreicht. Das sind Spezial-Stationen in Krankenhäusern, die sich ausschließlich um Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten kümmern. Wer dort behandelt wird, hat eine höhere Überlebenschance und bessere Zukunftsprognosen, was das vollständige Wiedererlangen des bisherigen Sprach-, Bewegungs- und Denkvermögens angeht (Gesundheit.gv.at).

Schnelligkeit ist das, was zählt

Das, worauf es nämlich bei einem Hirnschlag unbedingt ankommt, ist die Schnelligkeit. Denn je schneller er erkannt ist und die Akutbehandlung startet, desto weniger Gehirn wird in Mitleidenschaft gezogen – und mit ihm längst erlernte und entwickelte Fähigkeiten. Wenn der oder die Betroffene schnell im Krankenhaus ist, gehören zur Erstbehandlung oft Medikamente, die das Gerinnsel auflösen. Oder aber es wird mithilfe eines Katheters aus dem Hirn entfernt. Beide Verfahren „…eignen sich jedoch nur für die ersten Stunden nach Symptombeginn“ (Gesundheitsinformation).Blutungen müssen gestoppt werden, denn sie drücken aufs Hirn und schaden ihm so. Notfalls muss der Patient oder die Patientin dafür auf den OP-Tisch (Gesundheitsinformation).

Wird akut erst einmal nichts unternommen, kann das schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben. Ein Beleg dafür ist, dass die Erkrankung laut Schlaganfall-Hilfe den häufigsten Grund dafür darstellt, dass Erwachsenen eine Behinderung attestiert wird. Wegen dieser wichtigen ersten Augenblicke nach einem Vorfall variieren die Auswirkungen, die ein Schlaganfall haben kann, durchaus stark. „Wenige Betroffene sind nach einigen Tagen wieder fit, bei anderen bleiben schwerste Behinderungen“ (Schlaganfall-Hilfe). Zu den Folgen gehören:

  • Spastiken
  • Halbseitige Lähmungen
  • Störungen der Konzentration und der Merkfähigkeit
  • Seh- oder Schluckprobleme
  • eine gestörte Sprache und Sprechfähigkeit
  • Depressionen und Angst
  • gestörte Wahrnehmung von Körperteilen
  • im schlimmsten Fall der Tod

Quelle: Gesundheitsinformation

Drei Lebensgeschichten

Einen glimpflich verlaufenen Fall führt die Apotheken-Umschau in einem entsprechenden Text an. Die Frau, die darin Sabine Müller heißt, hat mit 77 Jahren einen Schlaganfall bekommen, der schnell als solcher erkannt und behandelt worden ist. Vier Monate später und nach der Reha wollte sie wieder in ihrem zu Hause wohnen. „Der Anfang war hart. (…) Ich brauchte unglaublich lange, um mich zu waschen oder mir ein Brot zu streichen. Abends war ich fix und fertig“, berichtete sie. Aber es ging eben – auch dank einer aktiven Nachbar- und Hausgemeinschaft, einem speziellen Dienst, der sich auf ambulante Intensivförderung für Hirnschlag-Patientinnen und Patienten spezialisiert hat sowie einer Ergotherapeutin.

Andere Fälle verlaufen weniger gut – wie der, in dem Susanne A. das Leben mit ihrem schwer gezeichneten Mann Uwe beschreibt. Der damals 84-Jährige blieb halbseitig gelähmt, kann nur noch sehr schlecht sprechen und kämpft wegen der Einschränkungen mit depressiven Phasen. Doch während Susanne A. irgendwann und dank der Unterstützung durch einen Pflegedienst zumindest noch halbtags arbeiten konnte, sah sich der Mann einer jungen Betroffenen aus dem Artikel eines pharmazeutischen Unternehmens zwischenzeitlich dazu gezwungen, seinen Job an den Nagel zu hängen. Als 24 Jahre junge Mutter hatte sie im Jahr 2004 ihren ersten Schlaganfall. Es folgte ein weiterer. Beide ließen Anna Higgs zunächst halbseitig gelähmt und mit Sehfeldeinschränkungen zurück sowie ebenfalls mit psychischen Problemen. Als der Text von Boehringer-Ingelheim erschien, konnte die dann 36-Jährige ihr rechtes Bein wieder bewegen und nutzen, hatte sogar mit dem Tanzen begonnen. Der rechte Arm allerdings blieb fast bewegungslos.

Unterstützung naht

Diese drei Beispiele verdeutlichen, dass ein Hirnschlag nicht nur einen Menschen, sondern auch sein Umfeld treffen. Umso wichtiger ist es, dass sich Betroffene einen guten Überblick darüber verschaffen, welche Unterstützungsangebote es in ihrem jeweiligen Gebiet gibt. Hilfestellung leistet hier unter anderem das Team der Deutschen Schlaganfall-Hilfe: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/service-und-beratung. Neben den lokal-speziellen Angeboten unterstützen selbstredend auch die Kranken- und Pflegekassen. Ist jemand nachhaltig wegen seiner Krankheit beeinträchtigt, so sollte er oder sie in jedem Fall den Anspruch auf einen offiziellen Pflegegrad oder den Behindertenausweis prüfen lassen. Zudem kann es sein, dass er oder sie Gelder für Umbaumaßnahmen bekommen kann oder dass es Kursangebote für die jeweiligen Angehörigen gibt.

Schlaganfall-Helfer, Stützpunkte und Foren

„Viele Betroffene und Angehörige rufen gar nicht alle Leistungen ab, die ihnen zustehen würden. Manchmal aus Scham oder (falscher) Bescheidenheit, manchmal aus Unwissen“, heißt es in einem Artikel der Schlaganfall-Hilfe. Außerdem bieten im Übrigen auch die Pflegestützpunkte in Deutschland eine Pflegeberatung an. Anspruch darauf hat, wer bereits Leistungen der Pflegeversicherung bezieht oder aber einen Antrag darauf gestellt hat. Die Stiftung Warentest hat Ende 2018 einen Schlaganfall-Ratgeber veröffentlicht. Das kostenpflichtige Werk finden Interessierte hier: https://www.test.de/shop/gesundheit-kosmetik/schlaganfall-sp0484/ . Neben professionellen Kontakten sind aber für viele Menschen auch noch die persönlichen wichtig. Deswegen lautet ein guter Tipp beim Apoplex sowie bei anderen Beeinträchtigungen, Behinderungen oder genetischen Sonderfällen: Betroffene sollten sich mit anderen vernetzen. Mithilfe des Internets lassen sich unzählige Selbsthilfegruppen und Foren finden. Überorganisationen wie die Deutsche Schlaganfall-Hilfe haben eine Liste erstellt, die sich nach Wohnort filtern lässt: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/fuer-betroffene/so-unterstuetzen-wir/adressen. Das erleichtert die eigene Suche enorm.

Sogenannte Schlaganfall-Helfer unterstützen Betroffene, indem sie mit ihnen spazieren oder Kaffee trinken gehen, Formulare ausfüllen, telefonieren oder auch mal mit ihnen zum Arzt gehen. Oftmals handelt es sich bei ihnen um Personen, deren Leben ebenfalls schon einmal durch einen Hirnschlag durcheinandergewirbelt worden ist. (Weitere Infos darüber stehen hier: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/das-tun-wir/aktivitaeten/schlaganfall-helfer)

Nur Mut

Unterm Strich ist das Leben nach einem Schlaganfall nicht mehr das, was es davor war. Dennoch lassen sich einige abhanden gekommene Fähigkeiten durch gezielte Therapiemaßnahmen ganz oder zumindest zum Teil wiedererlangen. Aber egal wie der Hirnschlag für die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten ausgeht: Entmutigen lassen sollte sich niemand. Womöglich ist der Tipp, den einst Sabine Müller aus dem Umschau-Text bekommen hat, ein hilfreicher: „Überlege dir, was du gerne wieder machen oder schaffen würdest. Verwirf es nicht gleich wegen deiner Einschränkungen. Sondern plane, was du dafür brauchst, lernen musst und wer dir dabei helfen kann. Dann bringe die Dinge ins Rollen.

Fast-Test kann helfen

„Pro Jahr bekommt etwa 1 von 1000 Menschen einen Schlaganfall. Das Risiko steigt mit dem Alter. Männer erkranken im Durchschnitt etwas häufiger als Frauen“ (Gesundheitsinformation). Die Anzeichen eines Hirnschlags unterscheiden sich hier allerdings nicht voneinander – anders als beim Herzinfarkt. Kinder trifft es auch – etwa 300 Fälle pro Jahr sind es allein in Deutschland (Ratgeber Neuropsychologie). Allerdings sind die Ursachen hier noch nicht so gut erforscht wie die bei Erwachsenen.

Um herauszufinden, ob jemand gerade einen Schlaganfall erleidet, eignet sich der Fast-Test:

  • Face: Sieht das Gesicht (englisch: Face) verzerrt aus, wenn der betroffene Mensch lächeln soll?
  • Arme: Kann jemand beide Extremitäten allein nach vorn strecken und die Handflächen gen Decke drehen?
  • Sprache: Kann die betreffende Person einfache Sätze wie gewohnt sprechen oder wiederholen?
  • Time: Wenn Sie einen Schlaganfall vermuten, zählt die Zeit (englisch: Time). Also wählen Sie ohne zu zögern die 112.

Das Risiko, einen Apoplex zu bekommen, ist einmal durch die Gene bestimmt. Allerdings gibt es auch Stellschrauben, an denen jede und jeder selbst präventiv drehen kann. Dazu gehört etwa, nicht zu rauchen. Weitere Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Vorhofflimmern und ein hoher Cholesterinspiegel (Gesundheitsinformation).

Hinweis: Dieser Text basiert auf einer Literaturrecherche. Wir haben an dieser Stelle gewissenhaft Informationen zusammengetragen, die aus – unserer Ansicht nach – seriösen Quellen stammen, sind aber keine Experten. Sollten Sie also bei jemandem Anzeichen auf einen Schlaganfall vermuten, dann sollten Sie unbedingt einen Notruf über 112 absetzen.

Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:

Boehringer Ingelheim International GmbH „ZURÜCK INS LEBEN“ (Link), Stand: 31. Januar 2024.

gesundheitsinformation.de „Schlaganfall“ (Link), Stand: 31. Januar 2024.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) „Schlaganfall: Stroke-Unit“ (Link), Stand: 07. Februar 2024.

Ruhr-Universität Bochum „Schlaganfall beim Kind“ (Link), Stand: 07. Februar 2024.

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe „Folgen eines Schlaganfalls“ (Link), Stand: 07. Februar 2024.

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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