Depression und Inko

Depression und Inko
Depression & Inko

Die Verbindung von Psyche und Blase

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

Auf ihrer Homepage bezeichnet sie sich als Social-Media-Beraterin, Keynote Speakerin und Content Creatorin; vielen jüngeren Menschen dürfte sie als nachhaltige Influencerin und eine der Moderatorinnen des Talkformates deep und deutlich (NRD, funk und N-Joy) bekannt sein: Louisa Dellert. Doch das hier soll kein Text über die Mitte 30-Jährige werden. Stattdessen soll es um den Zusammenhang von Depressionen und Inkontinenz gehen. Und Louisa Dellert gehört zu den mutigen Personen, die zum einen offen mit ihrer Depression umgehen. Zum anderen hat die Moderatorin jüngst in dem Zusammenhang auch gepostet, dass sie deshalb ins Bett gemacht hat.

Inhaltsverzeichnis

Psychische Erkrankungen und urologische Symptome korrelieren

„Wenn es hochkommt, schlafe ich momentan drei Stunden durch“, schreibt sie in einem Instagram-Beitrag vom November 2023. „(…) Ich weiß, dass das während einer Depression normal sein kann. (…) Während den drei Stunden Schlaf hab ich wieder schlecht geträumt und beim Aufwachen festgestellt, dass ich im Schlaf Pipi gemacht habe. Ich schreibe das, weil ich weiß, dass es anderen auch so geht. Und daran ist nichts schlimm. Wer darüber lacht ist ein Arschloch.“

Dass es eine Korrelation zwischen psychischen Erkrankungen und urologischen Symptomen gibt, ist für die Fachwelt erwiesen, lässt sich einem Artikel eines Züricher Kontinenzzentrums entnehmen. Sie existiere in beide Richtungen: „Die wissenschaftliche Literatur bestätigt die enge bidirektionale Beziehung zwischen Harninkontinenz und Depression und Ängsten, einschließlich der schwerwiegenden Folgen für den einzelnen Patienten und seine Angehörigen“ (Kontinenzzentrum). Das heißt nichts anderes, als dass inkontinente Menschen aufgrund der Einschränkungen, die sie im Alltag erleben, depressiv werden können. Depressive Personen können wiederum aufgrund ihrer Psyche Probleme mit ihrer Kontinenz bekommen. An dieser Stelle kann unter Umständen also ein Teufelskreis in Gang kommen.

Stress macht krank

Denn wer etwa mit einer Inkontinenz lebt, hat sowieso schon ein höheres Stresslevel. Betroffene kämpfen möglicherweise mit Scham, erarbeiten sich Strategien, wie sie ihre Blasen- oder Darmprobleme am besten vor ihrem privaten oder beruflichen Umfeld verstecken oder vereinsamen, weil sie sich aufgrund von Angst vor den sogenannten Unfällen außerstande sehen, sich mit anderen zu verabreden. Einsamkeit und Ängste können auf Dauer psychische Auswirkungen haben. Ein dänischer Hilfsmittel-Hersteller führt noch weitere Faktoren auf, die Konsequenzen für die Psyche von Betroffenen haben können: Eigene Forschungen von Abena „(…) zeigen unter anderem, dass viele Menschen mit Inkontinenz weniger Selbstvertrauen haben (30 %), Probleme haben, über das Problem zu sprechen (49 %) und gezwungen sind, ihre Hobbys aufzugeben (26 %).“

Überaktive Blase mit und ohne Harnverlust

Das alles bedeutet mentalen Stress. Dass emotionale Belastungen, die über eine gewisse Zeit lang andauern, ihrerseits zu Krankheiten führen, ist hinlänglich bekannt: Sie können Bluthochdruck, Magenprobleme, Migräne (Abena) zur Folge haben– aber eben auch Inkontinenz. „Während die einen bei Stress Schlafstörungen haben, kann bei anderen die psychische Belastung zu einer schwachen Blasen führen“, erklärt etwa ein T-online-Artikel zu dem Thema. Darin kommt Prof. Daniela Schultz-Lampel zu Wort. Sie ist zum Erscheinungszeitpunkt des Textes Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest am Klinikum Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen. „Es ist möglich, dass die Dranginkontinenz Stress und psychische Belastungen als mögliche Auslöser hat. Das sind im Vergleich zu anderen Harninkontinenz-Ursachen aber eher seltenere Fälle“, heißt es von ihr in besagtem Text. „Die psychogene Blase zeigt sich meist über eine häufige Drangsymptomatik sowie Blasenschmerzen. Es muss nicht zwingend zu Harnverlust kommen. Dann sprechen Mediziner von einer ,trockenen überaktiven Blase‘. Kommt es hingegen zum Urinverlust, ist von einer ,nassen überaktiven Blase‘ die Rede.“

Falsche Signale von Nerven an Blase

Doch: Wie hängen Blase und Gehirn überhaupt zusammen? Das Züricher Kontinenzzentrum erklärt, dass Depressionen sowie die Harninkontinenz gemeinsame biologische Mechanismen aufwiesen. Medizinerin Schultz-Lampel erklärt den Zusammenhang wie folgt: Demnach verursache der Stress, dass relevante Nervenzellen falsche Signale an die betreffende Blase sendeten. Ob jemand zu dem Zeitpunkt tatsächlich auf die Toilette muss oder nicht, das ist hierbei unerheblich. Das Ergebnis dieser fleißig strömenden Falschinformationen: Die Blase reagiere nervös.

Über Therapiemethoden entscheiden Experten

Von Selbstdiagnosen sei jedoch an dieser sowie an vielen anderen Stellen im Leben abgeraten. Wie eine Inkontinenz behandelt wird, entscheiden Spezialisten wie etwa Urologen. Die Palette in dem Gesundheitstext von T-online reicht von Entspannungsübungen, Medikamenten, Elektrotherapie und Akkupunktur, bis zum Toilettentraining oder einer Botox-Behandlung. Psychiater sowie Psychologen können Menschen mit Depressionen weiterhelfen. Das jeweils andere Problem erledigt sich im Idealfall dann während der – wie auch immer gearteten – Therapie.

Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:

KontinenzZentrum AG „INKONTINENZ UND PSYCHE UND IHRE WECHSELWIRKUNGEN“ (Link), Stand: 19. Januar 2024.

t-online (Ströer Digital Publishing GmbH) „Wenn psychische Belastung auf die Blase schlägt“ (Link), Stand: 19. Januar 2024.

Abena GmbH „Stress als Verstärker der Inkontinenz“ (Link), Stand: 19. Januar 2024.

Deutscher Apotheker Verlag Dr. Roland Schmiedel GmbH & Co. KG „Mit einem Antidepressivum gegen Inkontinenz“(Link), Stand: 19. Januar 2024.

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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