Heilung chronischer Wunden

Heilung chronischer Wunden
Tierische Produkte in der Wundheilung

Maden, Fischhaut und Schafsmagen: Tiere als Bestandteil der menschlichen Wundheilung

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

Wird eine Wunde erst einmal chronisch, dann stellt sie Chirurgen vor große Herausforderungen. Für die Betroffenen bedeutet sie, dass sie Schmerzen, ständige Verbandswechsel und Einschränkungen im täglichen Leben hinnehmen müssen. Bei Diabetikern und Diabetikerinnen kann sich schnell auch Verzweiflung dazu gesellen – dann nämlich, wenn sich etwa eine ursprünglich kleine Wunde infiziert und plötzlich die Amputation von Zehen im Raum steht oder der- oder diejenige ein offenes Bein bekommt. Bettlägerige Menschen laufen Gefahr, einen Dekubitus zu bekommen. Verbände und Cremes, die Menschen mit chronischen Wunden das Leben erleichtern sollen, gibt es viele. Gerade in jüngster Zeit kommen vermehrt Ansätze dazu, die Tiere, tierische Produkte oder Bestandteile beinhalten. Um diese soll es in folgendem Artikel gehen.
Inhaltsverzeichnis

Die Haut isländischer Dorsche

Ein relativ neuer Ansatz der Wundheilung beinhaltet Fischhaut. Diese wird in Brasilien bereits seit einiger Zeit erfolgreich dazu eingesetzt, um Menschen mit Brandwunden zu versorgen. Einem Beitrag des NDR vom Sommer 2022 zufolge gibt es mittlerweile auch hierzulande Studien. Und diese laufen demnach ganz gut. So berichten etwa zwei Diabetiker in dem Filmbeitrag, dass sich ihr offenes Bein beziehungsweise ihre Wunde an den Zehen – entstanden durch eine Infektion und anschließende Amputation – dank der Fischhaut nun schließen.

Dafür wird präparierte Haut vom Tilapia, einer Dorsch-Art, direkt auf die Wunde aufgebracht. „Nach der Transplantation vermehren sich die Hautstammzellen in ihr stark und die Fischhaut wird mit Hautzellen überwuchert“, schreibt der NDR in seinem Begleittext. Denn die Struktur des Transplantats ähnelt der der menschlichen Oberhaut. Doch das ist nur ein Vorteil dieser neuen Technik. Ein weiterer großer sind die in der Haut enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Sie sind antibakteriell, lindern neben Entzündungen auch Schmerzen und sollen sogar vor Herpes-Simplex sowie dem HI-Virus schützen. Die Hoffnung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist nicht nur, dass sich durch das Verfahren sehr viele sonst langwierige Wunden zeitnah erledigen, sondern auch, dass die schnelle Heilung zahlreiche Amputationen verhindert.

Wie die Fische, so die Schafe

Beim Deutschen Wundkongress, zu dem sich im Mai Fachleute in der norddeutschen Hansestadt Bremen getroffen haben, war auch ein Unternehmen dabei, das der Wundheilung mithilfe einer Matrix tierischen Ursprungs auf die Sprünge helfen will. Diese stammt aus dem Vormagen von Schafen. Genau wie die Fischhaut dient auch die aus dem Schafinneren als Gerüst für menschliche Zellen. Diese soll der Körper, auf den die Transplantate aufgebracht werden, im Idealfall neu bildet. Die Produkte, für die es in Deutschland noch keine Zulassung gibt, sind laut dem Unternehmen vom Wundkongress unter anderem gedacht für oberflächliche wie tiefe Wunden, diabetische Füße, Dekubitus, Verbrennungen und Wunddrainagen.

Honig ums Maul? Liebe in die Wunde.

Dass Honig Gutes bewirken kann, ist allseits bekannt. Seine antibakterielle Wirkung ist hierzulande allerdings vor allem dann gefragt, wenn es um Halsschmerzen oder generelle Erkältungen geht. Doch das Superfood kann noch viel mehr. Insbesondere der Honig, den fleißige Bienen in Teilen Australiens und Neuseelands mithilfe des Manuka-Strauchs herstellen, gilt als echter Wundheilungsbooster. Das wussten schon die Maori, die Ureinwohner Neuseelands. Hiesige Anbieter betonen die reinigende Wirkung, die Manuka-Honig auf eine ganze Palette von Wunden hat, dass das Naturprodukt die Zellgeneration fördert, vor Keimen schützt, Wundgeruch entgegenwirkt und dass es verhindert, dass sich dicke Narben bilden.

Hinter eines Menschen Rinde…

Kommen wir zu dem letzten tierischen Helfer dieses Artikels – zugegebenermaßen einem etwas gewöhnungsbedürftigen: der Fliegenmade. Was die Aborigines schon vor langer Zeit eingesetzt haben, kommt seit einigen Jahren auch in Europa wieder zum Zug, wenn es um chronische Wunden geht. Die steril aufgezogenen Tiere ganz bestimmter Arten werden frei oder in speziellen Wundauflagen, die sie nach dem Teebeutel-Prinzip in ihrem Inneren einschließen, mit nekrotischen Wunden – also jenen mit abgestorbenem Gewebe und Belag – in Kontakt gebracht (Magdeburger Volksstimme). Dort sondern die Tiere Enzyme ab, mit dessen Hilfe sich das abgestorbene Gewebe verflüssigt – und nur das. Dieses wiederum nutzen die Maden als Nährlösung für sich. Sie wachsen also, indem sie die nun flüssigen, abgestorbenen Zellen essen. „Etwa drei Millimeter groß sind die Larven, wenn sie (…) ankommen, innerhalb einer Woche wachsen sie bis auf zwölf Millimeter an. Sobald sie sich anfangen zu verpuppen, können sie nicht mehr verwendet werden“, schreibt die Magdeburger Tageszeitung Volksstimme. Die Tiere wirken antibakteriell, reduzieren Keime und fördern die Bildung neuen Gewebes.

Für Laien hören sich einige dieser Ansätze bestimmt ziemlich verrückt an. Aber: Wenn’s hilft…?! Zudem darf man nicht vergessen, dass manche Wundheilungsstrategie, die in diesem Text vorkommt, bereits durch indigene Völker langzeiterprobt ist und sich lediglich für westliche, von der Schulmedizin geprägte Regionen gewöhnungsbedürftig anhört. Für Menschen, die eine chronische Wunde und einen oft dementsprechend langen Leidensweg haben, bieten neue Ansätze sicherlich Grund zur Hoffnung.

Hinweis

Bei diesem Text handelt es sich nicht um einen wissenschaftlich-fundierten Artikel. Um Informationen zu einer speziellen Wunde zu bekommen, wenden Sie sich bitten an die Medizinerin oder den Mediziner Ihres Vertrauens. Außerdem besitzen diese Zeilen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. So gibt es existierende Produkte, die beispielsweise mit Kollagen von Schweinen arbeiten, und sicherlich auch andere neue Artikel, die an dieser Stelle keine Berücksichtigung gefunden haben. Wir fanden die Auswahl der tierischen Wundheilungshelfer, die hier zur Sprache gekommen sind, dennoch so interessant, dass wir sie unseren Lesern und Leserinnen nicht vorenthalten wollten.

Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:

Initiative Chronische Wunden e.V. (Link), Stand: 17. Mai 2023.

NDR.de – Anstalt des öffentlichen Rechts (Link), Stand: 17. Mai 2023.

Magazin Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung mbH (Link), Stand: 17. Mai 2023.

SRG SSR (Link), Stand: 17. Mai 2023.

Mitteldeutsche Verlags- und Druckhaus GmbH (Link), Stand: 17. Mai 2023.

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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