Fruktose

Fruktose
Birnen

„Nach zwei reifen Birnen auf nüchternen Magen, hat fast jeder Probleme“

Die ungefähre Lesezeit beträgt 25 Minuten.

Zucker gilt allgemein als ungesund. Früchte gelten als gesund. Dass die Welt allerdings auch bei diesem Thema nicht nur einfach in Schwarz und Weiß unterteilbar ist, das hat Vera Hille im Interview über Fruktose verraten. Die 50-jährige diplomierte Ernährungswissenschaftlerin und Entspannungstherapeutin bietet in ihrer Praxis Peak Form in Bad Soden am Taunus zertifizierte Ernährungsberatung an. Diese soll Menschen mit Unverträglichkeiten oder Intoleranzen sowie Allergien zu einem möglichst beschwerdefreien Leben verhelfen.

Wir wollen heute über Fruktose sprechen. Ich habe bei der Recherche sowohl etwas von Intoleranz gelesen als auch von der Malabsorption und hatte das Gefühl, dass die Begriffe nicht einheitlich verwendet worden sind. Deshalb wäre es lieb, wenn Sie zu Beginn einmal erklären, was beides bedeutet.

Vera Hille: Der offizielle Begriff heißt Fructosemalabsorption. „Mal“ bedeutet schlecht, „Absorption“, dass etwas aufgenommen werden kann. Und das ist tatsächlich das Problem: Wir kriegen die Fruktose nicht oder zu schlecht durch die Darmwand durch. Es gibt rund um die Fruktose allerdings noch andere Krankheitsbilder, unter anderem die hereditäre, also die ererbte, Fruktose-Intoleranz. Das ist allerdings sehr, sehr selten und die Betroffenen erfahren das schon als Babys. Worüber wir heute reden, ist die Fructosemalabsorption.

Aber wird die Malabsorption im Volksmund und von Laien auch Intoleranz genannt?

Vera Hille: Ja, und auch von Ärzten. Ganz genau. Intoleranz ist der Oberbegriff für alles, was einem Beschwerden verursacht. Das ist halt nicht der Fachbegriff, aber so wird die Malabsorption genannt.

Fruktose ist Fruchtzucker. Alle Früchte sind süß. Werden alle Menschen mit einer Fruktose-Intoleranz – ich nenne es jetzt mal so, wenn der Volksmund das sagt – von Beschwerden geplagt, sobald sie irgendein Obst essen?

Vera Hille: Nein. Kleine Mengen von Fruchtzucker verursachen oft keine Beschwerden. Und Süße kann von vielen Sachen kommen. Es gibt verschiedenste Zucker. Kohlenhydrate sind chemisch gesehen eigentlich auch Zucker; Mehrfachzucker, bei denen viele kleine Zuckermoleküle aneinandergekettet sind. Das kann runtergebrochen werden auf ein Molekül. Der Fruchtzucker ist eben ein einzelnes Teilchen. Ich vergleiche das immer gern mit Perlenketten – also haben wir eine Perle. Bei unserem Haushaltszucker hängen zwei Perlen aneinander: eine Fruchtzucker-Perle und eine Perle Traubenzucker. Der normale Haushaltszucker ist also ein Zweifachzucker, der auch schon Fruchtzucker enthält.

Wir wissen nicht, warum irgendetwas süß ist. Das kann Trauben- oder Fruchtzucker sein – oder Malzzucker oder eine ganze Reihe anderer Zucker. Auch der Milchzucker ist ein Zweifachzucker. Er enthält allerdings keinen Fruchtzucker.

Vera Hille

Ernährungswissenschaftlerin und Entspannungstherapeutin Vera Hille.
(Foto von Josh Schlasius)

Vera Hille

Ernährungswissenschaftlerin und Entspannungstherapeutin Vera Hille.
(Foto: Josh Schlasius)

Ich reagiere also nicht auf alle Früchte, wenn ich Probleme mit Fruchtzucker habe?

Vera Hille: Nein. Auf Banane zum Beispiel reagiert praktisch kein Mensch mit Fruchtzuckermalabsorption. Und dann gibt es eben unterschiedliche Fruchtzuckergehalte in unterschiedlichen Obstsorten. Leute, die eine Fruchtzucker-Malabsorption haben, haben die ja auch unterschiedlich stark ausgeprägt.

Vielleicht hole ich doch noch mal ein wenig aus. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass alle Zuckermoleküle – um von uns irgendwie genutzt werden zu können – durch die Verdauung durch müssen, aufgespaltet werden müssen in Einzelzucker – in nur noch eine Perle. Ansonsten kommen sie nämlich gar nicht erst durch die Darmwand durch. Es wird ja auch ganz viel von der Milchzuckerunverträglichkeit geredet; die ganzen Leute, die laktoseintolerant sind. Sie haben das Problem, dass ihnen ein Enzym fehlt und der Milchzucker, bei dem zwei Perlen aneinandergereiht sind, nicht in die Einzelperlen aufgespaltet werden kann.

Bei Fruchtzucker-Malabsorption geht das schon. Wir haben da die einzelnen Fruchtzuckermoleküle vorliegen. Die Perlen können aber nicht gut genug durch die Darmwand durch. Dafür braucht es nämlich immer einen sogenannten Transporter und bei diesen Transportern scheint das Problem zu liegen. Aus unterschiedlichsten Gründen sind diese Transporter nicht funktional. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Patient eine Grunderkrankung hat, die den Darm beeinträchtigt – Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Oder er hat eine Zöliakie. Es gibt tatsächlich Krankheiten, bei denen man eine sekundäre Fruchtzuckerunverträglichkeit kriegt, bei denen also aus ganz anderen Gründen der Transporter nicht so funktioniert wie er funktionieren sollte oder gar nicht mehr vorhanden ist, weil der Darm kaputt ist. Es gibt aber auch Fälle, in denen einfach grundlegend zu wenige Transporter da sind oder die Passform nicht ganz stimmt, sodass der Fruchtzucker nicht transportiert werden kann. Ganz spannend ist auch, zu sehen, dass wir sowieso nur eine begrenzte Anzahl an Transportern zur Verfügung haben. Wenn Menschen zu viel Fruchtzucker aufnehmen, dann kriegt jeder typische Fruchtzucker-Beschwerden. Isst jemand beispielsweise zwei reife Birnen auf nüchternen Magen, hat fast jeder diese Probleme.

Dann hat fast jeder Durchfall oder welche Beschwerden ergeben sich dann?

Vera Hille: Ja, Durchfall, Darmbeschwerden, Bauchweh oder so etwas. Denn auch gesunde Menschen können nur eine bestimmte Menge Fruchtzucker aufnehmen. Wenn es krankhaft wird, dann können Menschen weniger aufnehmen. Es gilt, herauszufinden, wie viel das ist. Obst ist aber nur Teil eins. Teil zwei ist: Wir finden Fruchtzucker nicht nur in Obst, sondern auch viel in industriell verarbeiteten Lebensmitteln, weil das eine ganz tolle Süße ist. Fruchtzucker süßt stärker als der Haushaltszucker.

…außerdem brauche ich weder Haushaltszucker noch Zucker auf die Zutatenliste schreiben…

Vera Hille: Genau! Ich kann draufschreiben „enthält nur die Süße aus Früchten“ oder „ohne Zusatz von Haushaltszucker“. Auch bei zuckerreduzierten Lebensmitteln macht die Industrie gern Fruchtzucker rein. Dieser ist aber leider viel, viel ungünstiger als der normale Zucker. Er verschlechtert unsere Blutfettwerte und schlägt dadurch aufs Herz. Außerdem kann er nur in der Leber verstoffwechselt werden und führt deshalb gern zu Leberverfettung. Und schließlich verursacht er bei zu hohem Genuss die eben beschriebenen Magen-Darm-Beschwerden. Der dritte Teil sind natürlich die ganzen Fruchtsäfte, Smoothies und Limos. Getränke, die gesüßt werden, werden oft mit Fruchtzucker gesüßt. Das heißt, es gibt durchaus Leute, die Obst vertragen, die aber durch die pure Fruchtzucker-Menge in Industrieprodukten irgendwann Probleme bekommen.

Durchfall, aufgeblähter Bauch und Pupse, Sie haben es eben schon angeteasert: Wieso machen sich diese Probleme denn bemerkbar?

Vera Hille: Das kann man ganz gut erklären. Normalerweise wird der Fruchtzucker schon im Dünndarm durch die Darmwand geschickt. Bis der ganze Speisebrei im Dickdarm landet, sollte kein Zucker, kein Fruchtzucker, kein anderer Zucker mehr im Darm vorhanden sein. Wenn plötzlich doch Zucker im Dickdarm landet, dann ist das ungewöhnlich und falsch. Dort haben wir ja unser Mikrobiom, unsere Bakterien und Hefekulturen. Wenn jetzt plötzlich das Mikrobiom immer wieder mit Zucker gefüttert wird, fühlen sich im Zweifelsfall auch ganz andere Bakterien im Darm wohl und weil diese Bakterien auch einen Stoffwechsel haben, produzieren sie im Zweifelsfall auch ganz andere Abfallprodukte. Schließlich müssen sie auch etwas zu futtern bekommen und scheiden auch irgendetwas aus. Das heißt, es wird etwas ausgeschieden vom Mikrobiom, was sonst nicht unbedingt entstehen würde. Das kann – je nachdem, wie das individuelle Mikrobiom aussieht – zu sehr flüssigem Stuhl und Durchfall führen oder zu Blähungen. Teilweise wirkt es sogar wie ein Gift, das Schmerzen verursachen kann – je nachdem was wir da für einen Bakterienkultur-Mix haben. So erklären sich auch die unterschiedlichen Beschwerden.

Im zweiten Schritt verändert sich das gesamte Mikrobiom dann langfristig, weil es ja ständig ein Futterangebot bekommt, das anders ist.

Wir haben eben schon über eine erste Frucht gesprochen, die Menschen, die auf Fruktose reagieren, dann doch vertragen: über Bananen. Klar sind Betroffene individuell empfindlich. Können Sie trotzdem noch ein paar weitere Obstsorten oder Lebensmittel verraten, die Ihre Klientinnen und Klienten in der Regel besser vertragen als andere?

Vera Hille: Zu den Obstsorten, die in der Regel recht gut vertragen werden, gehören alle Sorten von Beeren: Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren und so weiter. Einen relativ niedrigen Fruchtzuckergehalt haben auch Südfrüchte – also Orangen und Zitronen – und auch Aprikosen sowie Kiwis zum Beispiel. Aber da muss man eben gucken, wie viel man davon verträgt. Was wir noch gar nicht angesprochen haben und viele auch nicht wissen, sind die Zuckeralkohole: so etwas wie Xylit, Sorbit und so weiter. Die gehören, wenn wir über Obst und welches wir vertragen reden, mit dazu. Das Problem bei den Zuckeralkoholen ist, dass sie eine ganz ähnliche Form haben wie Fruchtzucker. Sie können sich auch auf die Transporter setzen und sie so blockieren. Wenn sich also die Zuckeralkohole auf die Transporter setzen, dann können wir den Fruchtzucker, den wir sonst vertragen, plötzlich nicht mehr durch die Darmwand transportieren und er landet doch wieder im Dickdarm. Zuckeralkohol kommt in natürlicher Weise in Form von Sorbit im Obst vor. Birnen zum Beispiel oder Pflaumen haben hohe Sorbitgehalte und werden deshalb nicht nur wegen des Fruchtzuckers, sondern auch wegen des Zuckeralkohols schlecht vertragen.

Aber Sorbit ist auch Bestandteil anderer Lebensmittel, richtig? Ich habe etwas von Kaugummi gelesen…

Vera Hille: Genau. Zuckeralkohole werden als alternative Süßungsmittel und als zahngesunde Süßungsmittel verkauft und verwendet – eben auch in zuckerfreien Kaugummis, die dann eben Gift sind für Leute, die sowieso schon Probleme mit Fruchtzucker haben. Auch in Medikamenten oder Vitaminlösungen gibt es Zuckeralkohole, damit sie besser schmecken, aber trotzdem als zuckerfrei deklariert werden können.

Also darf alles zuckerfrei genannt werden, was keinen Haushaltszucker enthält? Verstehe ich das richtig?

Vera Hille: Es gibt da viele Unterschiede wie „ohne Zuckerzusatz“. Der betrifft den Haushaltszucker. Aber wenn wir hinten auf der Verpackung schauen, da haben wir ja die einzelnen Zutaten. Und dann haben wir noch die Aufschlüsselung, diese Analyse, wie viele Kohlenhydrate, wie viele Fette in einem Produkt stecken. Da steht ja auch noch mal „davon Zucker“ drauf. Und das sind alle Ein- bis Zweifachzucker. Das heißt, das hilft uns insofern nicht weiter, als dass wir an der Stelle nicht wissen, ob das Fruchtzucker ist oder nicht.

Aber das ist dann, was den Zuckergehalt insgesamt angeht, zumindest etwas aussagekräftiger als die Zutatenliste.

Vera Hille: Schon, aber wenn man wissen möchte, ob da irgendein Zuckeralkohol zugesetzt ist, dann sind alle Wörter, die auf -it enden – Xylit, Sorbit, Mannit – oder auch auf -ol – Mannitol, Sorbitol – Warnsignale.

Fruchtzucker kann sich leider auch hinter so etwas wie Agavendicksaft, Honig, Maissirup, Apfel- oder Birnendicksaft verstecken. Das ist mehr oder minder alles Fruchtzucker pur.

Jetzt halten viele Menschen Produkte wie Agavendicksaft für die gesunde Alternative zu Haushaltszucker. Ist er das?

Vera Hille: Das ist alles ein bisschen schwierig – gerade wenn man damit übertreibt. Es ist eben purer Fruchtzucker. Das macht Agavendicksaft eher ungesünder für den Stoffwechsel. Es mag zwar sein, dass das eine Vitaminchen oder Mineralstöffchen mehr mit drin ist als bei raffiniertem Zucker, und es mag auch sein, dass man ein, zwei, drei oder auch vier Gramm einspart, weil er mehr süßt. Aber das heißt nicht, dass das Ganze gesünder ist. Das wird uns leider nur suggeriert.

Wie süßen Sie denn eigentlich ihre Speisen?

Vera Hille:lacht – so wenig wie möglich und wenn, dann tatsächlich mit Haushaltszucker.

Können Sie mal einordnen, wie viele Menschen überhaupt ein Fruktose-Problem haben?

Vera Hille: Da sind doch relativ viele. Pro Woche bekommen wir bestimmt drei bis vier Anfragen von Menschen, die ganz konkret mit einer Fruktose-Unverträglichkeit zu uns kommen. Und dann haben wir noch all die Menschen, die zum Beispiel Reizdarmbeschwerden oder sonstige Magen-Darm-Beschwerden haben. Für all diese Leute ist eine fruktosearme Ernährung ebenfalls hilfreich. Ein Punkt, über den wir unbedingt noch sprechen müssen, ist die Art, wie wir unsere Speisen zusammenstellen. Das hat einen großen Einfluss darauf, wie schnell unsere Verdauung ist. Wenn der Speisebrei ganz schnell den Dünndarm passiert und ganz schnell im Dickdarm landet, haben diese wenigen Transporter, die wir zur Verfügung haben, wenig Zeit, Fruktose raus zu transportieren. Wenn wir aber ein schwerer verdauliches Essen essen, wo der Magen immer nur kleine Stückchen an den Dünndarm abgibt und womit auch der Dünndarm recht gut beschäftigt ist, um das Ganze mit Verdauungsenzymen zu mischen, kleinzukriegen und verdaut zu kriegen; also wenn der ganz Speisebrei viel langsamer durch unser System flutscht, haben wir auch eine größere Chance, den Fruchtzucker wirklich durch die Darmwand durchzukriegen, bevor alles im Dickdarm landet. Trinke ich einen Apfelsaft pur, rauscht das durch mein System durch und die Wahrscheinlichkeit, dass ich Probleme kriege, ist relativ hoch. Wenn ich allerdings beispielsweise einen Braten esse und dazu ein Glas Apfelsaft trinke, dann hat mein System einfach viel mehr zu arbeiten und es geht vielleicht sogar gut.

Grundsätzlich verlangsamt alles, was Ballaststoffe, Eiweiß oder Fett enthält, die Verdauung. Das muss gar nicht ungesundes Bratenfett sein, sondern kann auch ein gutes Olivenöl sein oder Milchfett sein. Alles, was Fett oder Eiweiß und alles, was Ballaststoffe enthält, hilft uns bei der Aufnahme von Fruchtzucker im Dünndarm.

Bei der Recherche ist mir ein Test untergekommen, bei dem Leute Saft, Smoothie oder Obst zu sich genommen haben. Dann wurde mehrmals der Zuckerspiegel getestet, um zu schauen, wie lange das vorhält. Das Obst hat am besten abgeschnitten.

Vera Hille: Ja, und vor allem Obst gemischt mit Quark oder mit Joghurt. Dann hat man nämlich das Fett und das Eiweiß aus dem Milchprodukt mit dabei. So funktioniert das Obst auch noch mal besser als pur.

Das sind alltagstaugliche Tipps! Jetzt leben wir im 21. Jahrhundert, das Internet ist fester Bestandteil unser aller Leben – und Menschen neigen dazu, Selbstdiagnosen zu stellen. Weshalb ist es dennoch wichtig, mit ernsthaften Problemen zu Ihnen zu kommen?

Vera Hille: Na, wenn ich mich bei der Selbstdiagnose streng an die Listen halte, mit den Lebensmitteln, die alle wegen der Fruktose nicht gehen, dann bleibt nicht mehr viel übrig, was ich noch essen kann. Und wenn der Speiseplan zu eingeschränkt wird, haben wir zwei Probleme: Das 1. ist, dass sich der Transporter im Dünndarm zurückbildet, weil er schließlich nicht mehr gebraucht wird. Das bedeutet, wir vertragen kleine Spuren von Fruchtzucker gleich noch viel schlechter und wir wollen ja eigentlich die Toleranz, die wir haben, ein bisschen triggern und erhalten. Der 2. Nachteil ist: Unser Mikrobiom lebt auch davon, dass wir vielfältig essen, dass wir eine sehr große Speiseauswahl zu uns nehmen. Je eingeschränkter die Ernährung wird, desto einseitiger wird auch unser Mikrobiom, weil den speziellen Bakterien dann womöglich plötzlich ihre speziellen Nährstoffe fehlen. Als Folge kriegen wir dann erst recht Bauchschmerzen und andere Probleme.

Insofern sollte jeder, der Probleme mit Fruchtzucker hat, trotzdem fruchtzuckerhaltige Sachen – und zwar Obst und keine industriellen Produkte mit irgendwelchem zugesetzten Fruchtzucker – zu sich nehmen – aber in Maßen und gut kombiniert. Und: Wir müssen unsere eigene Toleranzschwelle finden.

Die ermitteln Sie mit Ihren Klienten?

Vera Hille: Genau.

Für Menschen mit einer Laktoseintoleranz gibt es die Laktase in Tablettenform, damit es ihnen leichter fällt, die beiden Zuckerperlen voneinander zu trennen. Gibt es bei der Fruktose abgesehen von der Umstellung des Ernährungsplans auch irgendwelche Hilfsmittel?

Vera Hille: Es gibt mittlerweile tatsächlich das eine oder andere Medikament auf dem Markt, aber ich habe von meinen Kunden bislang noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse gehört. Außerdem lässt sich mit Fruchtzuckerunverträglichkeit gut umgehen. Im Alltag kommt man damit eigentlich relativ schnell wieder gut zurecht, sodass das auch nicht unbedingt nötig ist.

Ich gebe meinen Kunden außerdem manchmal mit auf den Weg, dass Fruchtzucker zusammen mit Traubenzucker auch noch über einen anderen Transporter im Dünndarm aufgenommen und somit besser verstoffwechselt werden kann. Also: wir haben den Transporter, der nur den Fruchtzucker transportiert und dann gibt es noch ein Transportsystem, das immer dann fährt, wenn sowohl ein Teil Fruchtzucker als auch ein Teil Traubenzucker drauf sitzt. Wenn ich jetzt also bei einem Abendessen bei Freunden nicht ganz genau weiß, wie die gekocht haben und ich mit ein bisschen Traubenzucker nachhelfe, kann ich unter Umständen dafür sorgen, dass es ein bisschen besser durch die Darmwand hindurch geht. Das sollte ich aber nicht zu oft machen, weil uns zu viel Traubenzucker auch nicht guttut. Das ist schließlich auch ein Zucker, der unser System beeinflusst. Aber als Notnagel geht das schon mal.

Eine Zucker-Mitfahrgelegenheit. Schön.

Vera Hille:lacht – Das ist übrigens der Grund, weshalb viele Menschen mit Fruktoseintoleranz den ganz normalen Haushaltszucker doch ganz gut vertragen – weil er nur zu einem Teil aus Fruchtzucker besteht. Er hat eben genau dieses 50:50-Verhältnis.

Zum Schluss noch eine generelle Frage: Man kann mit Fruktose nichts nachhaltig kaputt machen; seinen Organen bei einer Intoleranz nicht auf Dauer schaden, sondern bekommt „nur“ Bauchschmerzen, richtig?

Vera Hille: Richtig, man kriegt keine dramatischen Krankheiten dadurch, es hat kein gesteigertes Krebsrisiko oder sonst irgendetwas zur Folge – außer natürlich die Schmerzen, Durchfälle oder Blähungen.

Zucker bei Diabetes

„Fruchtzucker war früher das Ausweichprodukt für Diabetiker. Sie dürfen ja keinen Traubenzucker und damit auch keinen Haushaltszucker bekommen. Das gilt in Deutschland zumindest als überholt, weil mittlerweile bekannt ist, dass der Fruchtzucker auch so viele negative Konsequenzen hat. Diabetiker müssen jetzt auf andere Süßungsmittel oder komplett ungesüßte Speisen ausweichen. Sie bekommen nicht mehr Fruchtzucker als Zuckerersatz.“ (Vera Hille)

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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