Schwerhörigkeit

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Keine falsche Eitelkeit bei Hörproblemen

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

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Jemand erschrickt, weil eine andere Person plötzlich neben ihr auftaucht. „Hast du mich nicht kommen hören? Ich habe doch ,Hallo!‘ gesagt…“ Solche Szenen können passieren, wenn derjenige, der bereits im Raum war, extrem schreckhaft ist, sehr in Gedanken war – oder wenn er schlecht hört. Einer Pressemitteilung in Interviewform zufolge, die das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) anlässlich des Welttags des Hörens im März diesen Jahres veröffentlicht hat, gibt es allein in Deutschland 17 bis 20 Millionen Menschen, die vermindert hörfähig sind. Was das bedeuten kann, welche Gründe es für Hörverlust und Schwerhörigkeit gibt und welche Therapiemöglichkeiten, das soll im folgenden Text zur Sprache kommen.

Inhaltsverzeichnis

Anzeichen erkennen

Allerspätestens, wenn sich die Nachbarn über ein brüllendes Radio beschweren, wenn Sie Gesprächen bei Familienfesten nicht mehr folgen und das Rauschen von Blättern im Wind nicht mehr wahrnehmen können und sich ihr Partner beschwert, dass Sie ihn regelmäßig überhören, dann sollten Sie unbedingt mal zum Hörtest gehen. Keine falsche Eitelkeit an dieser Stelle! Denn wer mit seinen Hörproblemen zu spät oder gar nicht zum Arzt geht, der verpasst eventuelle Therapiemöglichkeiten und riskiert sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder gar an Demenz zu erkranken, haben Untersuchungen ergeben (UKE). Ja, richtig gelesen: Demenz. Und auch, wenn es nicht dazu kommt, so geht ein eingeschränktes Hörvermögen für Personen, die mal ohne Probleme hören konnten, mit Abstrichen der Lebensqualität einher. Denn:

„Hören bedeutet nicht nur Geräusche und Töne aufzunehmen und zu verstehen. Es ermöglicht uns, unsere Umwelt vollständiger zu erfassen, uns zu orientieren, uns mit unseren Mitmenschen zu verständigen. Es gibt uns Sicherheit, es warnt und beruhigt uns, es beeinflusst unser Denken und Fühlen entscheidend“ (Apotheken-Umschau).

Alt trifft’s, Jung aber genauso

Die wohl bekannteste Form der Schwerhörigkeit betrifft Senioren. Jeder kennt Situationen, in denen er beim Telefonat mit der Oma gefühlt in den Hörer schreit oder den Opa langsam, sehr laut und überdeutlich beim Kaffeetrinken danach fragt, wie es ihm denn heute so geht. Altersschwerhörigkeit ist ein schleichender Prozess. Niemand ist von heute auf morgen plötzlich davon betroffen.
Ebenfalls langsam schreitet die Hörverschlechterung bei Personen voran, die über lange Zeit Lärm ausgesetzt sind. Prof. Dr. Mark Praetorius, der in dem UKE-Interview zu Wort kommt, betont an dieser Stelle, dass es weniger um Lärmbelastungen am Arbeitsplatz geht. „[D]ort wird (…) mittlerweile so gut mit entsprechenden Schutzmaßnahmen vorgebeugt, dass es in diesem Umfeld kaum zu Hörverlust kommt.“ Es gehe stattdessen vielmehr um Personen, die über Kopfhörer oder bei Konzerten viel zu laut Musik hören. Das zerstöre die sensiblen Strukturen im Ohr unwiederbringlich.

So hören wir

„Alle Geräusche erreichen unser Ohr in Form von Schallwellen. Sie treffen zuerst auf das Trommelfell und erreichen schließlich das Mittelohr mit den drei Gehörknöchelchen. Diese verstärken den Schall und übertragen ihn auf die Sinneszellen der dahinterliegenden Hörschnecke, die ihn in Form von elektrischen Impulsen ans Gehirn weiterleiten. Mit fortschreitendem Alter verkümmern immer mehr dieser Zellen. Lärm verstärkt diesen Effekt und kann schon in jüngeren Jahren zu Schwerhörigkeit führen.“ (NDR)

Bei plötzlichen Verschlechterungen zeitnah zum Arzt

Es gibt allerdings auch Hörverluste, zu denen es ganz plötzlich kommt. Wer beispielsweise Ohrenzeuge einer Explosion oder eines extrem lauten Knalls wird, kann ein Trauma davontragen (Apotheken-Umschau). Das geht laut einem Text der Apotheken-Umschau mit einem stechenden Ohrenschmerz mit Hörverschlechterung, Tinnitus oder gar mit Taubheit einher. Auch ein Hörsturz ist ein plötzliches Ereignis. Bei diesen und derartig schnell auftretenden Einschränkungen sollten sich Betroffene übrigens umgehend zum Arzt aufmachen (Apotheken-Umschau)!

Außen, in der Mitte oder auch innen

Erblich bedingte Erkrankungen oder unter anderem die folgenden können auch zu Beschwerden am Hörorgan führen:

  • Außenohr → Fremdkörper oder Wucherungen, Entzündungen, Gürtelrose, Tumoren
  • Mittelohr → Verletzungen am Trommelfell, Mittelohrentzündung, Versteifung eines Gehörknöchelchens, entzündete oder eitrige Knochen oder Nasen-Rachen-Partien, Schädelverletzungen, bestimmte Autoimmunerkrankungen
  • Innenohr → Masern, Mumps oder Gehirnhautentzündung, eine Mittelohrentzündung, die übergegriffen hat oder eine Innenohrentzündung

(Apotheken-Umschau)

Daneben kann jemand aber auch ganz einfach einen Ohrenschmalzpfropf im Gehörgang haben, der es ihm erschwert, seine Umwelt wie gewohnt wahrzunehmen. Weitere Ursachen, die sich auf andere Körperteile sowie -funktionen beziehen sowie Nebenwirkungen von Giften, Medikamenten und Alkohol kommen an dieser Stelle nicht zur Sprache.

Hilfe ist nah

Abhilfe bei Schwerhörigkeit schaffen beispielsweise Hörgeräte oder – in speziellen Fällen – ein Cochlea-Implantat. Prof. Dr. Mark Praetorius erklärt im UKE-Interview: „Während klassische Hörgeräte wie ein Lautsprecher den Schall verstärken, ahmt ein Cochlea-Implantat die Funktion der geschädigten Struktur im Innenohr nach. Ein Mikrofon hinter dem Ohr empfängt den Schall, der in ein digitales Signal umgewandelt wird.“

Hörgeräte verstärken Geräusche, stellen die Weichen für räumliches Hören, mildern Beeinträchtigungen durch einen Tinnitus ab und ermöglichen es Trägern, die Gespräche bei Umgebungsgeräuschen besser zu verstehen (NDR). Längst wirken die Geräte nicht mehr so klobig und auffällig, wie sie bei den eigenen Eltern oder Großeltern noch ausgesehen haben. Und nicht mehr alle Modelle sitzen hinter den Ohren. Es gibt auch eine Vielzahl von Hörhilfen, die im Ohr selbst sitzen. Neben analogen Hörgeräten gibt es digitale (NDR). Letztere stellen sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender zufolge von selbst auf die verschiedenen Geräuschkulissen ein, die der Träger der Hörhilfe aktuell erlebt. „Sie blenden störende Hintergrundgeräusche wie Verkehr, Wind oder Stimmengewirr aus, dämpfen plötzlich auftretende Geräusche und verstärken die Sprache“ (NDR).

Was die Kasse übernimmt

Hals-Nasen-Ohrenärzte verschreiben Hörgeräte, entsprechend ausgebildete Akustiker passen sie an und im Regelfall übernimmt die Krankenkasse 685 Euro plus eine Pauschale von 33,50 Euro für individuell angefertigte Ohrstücke und sie übernimmt auch die Kosten für die Beratung (Verbraucherzentrale). Die Verbraucherschützer haben noch einen Tipp parat: „Entscheiden Sie sich aus medizinischen Gründen gegen ein Kassengerät und für ein Gerät, das nicht aufzahlungsfrei ist, sollten sie immer einen Antrag auf Übernahme der Mehrkosten bei ihrer Krankenkasse stellen.“

Nach der Versorgung, der Anpassung und Feinabstimmung ist es im Idealfall geschafft: Die Hörgeräte-Besitzer können wieder besser wahrnehmen, was um sie herum passiert. Doch nicht nur das. Ein besseres Hörvermögen bedeutet – wie eingangs erwähnt – auch, soziale Interaktion, eine verbesserte Orientierung, Depression- und Demenz-Prävention und dass das Summen oder Piepen, das ein Tinnitus verursacht, abgemildert wird.

Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:

Pressemitteilung in Interviewform: “Welttag des Hörens: Anzeichen für Schwerhörigkeit nicht ignorieren“, Unternehmenskommunikation des Universitätskrankenhauses Eppendorf, Hamburg, 1. März 2023.

Apotheken Umschau „Schwerhörigkeit“ (Link), Stand: 07. November 2023.

Norddeutscher Rundfunk „Hypakusis: Ursachen und Diagnose von Schwerhörigkeit “ (Link), Stand: 07. November 2023.

Verbraucherzentrale NRW e.V. „Hörgeräte: Übernahme der Kosten “ (Link), Stand: 08. November 2023.

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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