Mehrgenerationenhäuser

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Mehrgenerationenhaus

Leben mit der Wahlfamilie

Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.

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Großeltern, Eltern und Kinder unter einem Dach: Dieses klassische Konzept des Mehrgenerationenhauses mit der eigenen Familie hat in Deutschland vielerorts ausgedient. Eine Entwicklung der Zeit. Denn um eine Arbeitsstelle zu bekommen, müssen Menschen hierzulande und heutzutage auch mal umziehen. Die Idee, dass jemand jahrzehntelang einen und denselben Job oder Arbeitgeber hat, geht zusammen mit den Babyboomern in Rente. Aber auch aufgrund der Globalisierung und der Reisemöglichkeiten hält es Menschen weltweit seltener an einem Ort als noch vor einigen Jahren. Deshalb wohnen zahlreiche Familien über einen Landkreis, ein Bundesland, Land oder gar Kontinente verteilt und nicht mehr bloß in unterschiedlichen Stockwerken eines und desselben Hauses. Das heißt allerdings nicht, dass niemanden mehr den Wert des Zusammenlebens von Alt und Jung zu schätzen weiß. Im Gegenteil. An die Stelle der natürlich gewachsenen Mehrgenerationenhäuser treten an einigen Orten seit geraumer Zeit künstlich geschaffene. (Hier in diesem Text sind damit im Übrigen Haus- und Wohngemeinschaften gemeint, nicht das Bundesprogramm, bei dem es um offene Treffs geht.)
Inhaltsverzeichnis

Für das bewusste Miteinander finden sich Personen verschiedener Altersgruppen zusammen, die mehr mit ihren Nachbarn teilen möchten als nur die Wände zwischen den Wohnungen und den Flurputzdienst. Je nachdem, worauf sich die Bewohner dieser Projekte geeinigt haben, gibt es gemeinsam bewirtschaftete Gärten, Feste, gemeinsame Mahlzeiten, regelmäßige Treffen und relativ offene Türen.

Gemeinsam mieten in Bremerhaven-Lehe

Seit dem Jahr 2005 steht eines dieser Mehrgenerationenhäuser im Goethequartier in Bremerhaven-Lehe. Dort wohnen der Internetseite zufolge knapp 20 Personen in zehn Haushalten zusammen – Singles, Paare, Alleinerziehende, klassische Familien, Rentner und Rentnerinnen, Kinder sowie arbeitende Menschen. „Die Kinder können überall klingeln und spielen. Das ist für alle eine kostbare Erfahrung“, lässt sich dem Online-Auftritt der Gemeinschaft der Goethestraße 43 entnehmen. Im Erdgeschoss des Altbaus gibt es eine Gemeinschaftswohnung und auch unter dem Dach sowie im Hof gibt es Bereiche, in denen sich die Bewohner immer wieder begegnen und gezielt treffen – etwa für Gartenarbeiten oder zum Kaffeetrinken. Einsam zu sein fällt hier schwer. Die städtische Wohnungsgesellschaft hat das Gebäude zu Beginn der 2000er-Jahre eigens für das Projekt saniert. Sie vermietet die Wohnungen – allerdings nur an Menschen, die das Okay der Gemeinschaft bekommen haben.

Bei einem Ortstermin vor wenigen Jahren kam auch Carsharing sowie eine Waschmaschine zur Sprache, die die Gemeinschaft nutzen könne. So benötigt nicht jeder Haushalt all diese Geräte. Und es war die Rede von Instrumenten, die einer der älteren Hausbewohner den Kindern näherbrachte, und von Ersatz-Großeltern, wenn die eigenen weit weg wohnten oder bereits verstorben waren. Während die Versorgung von Haustieren im Urlaub Teil der gegenseitigen Unterstützung ist, gehört die Pflege der Nachbarn nicht dazu. Das haben die Bewohner der Goethestraße 43 gleich zu Beginn miteinander geklärt.

Der Ex-Bürgermeister, seine Frau und die Freunde

Diese Frage hat die Wahlfamilie des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Henning Scherf ganz anders für sich beantwortet. In einem Interview sprach er von der teils sogar intensiven Pflege von Mitbewohnern und -bewohnerinnen, die sich in einem Fall sogar über fünf Jahre erstreckt hat. Das SPD-Urgestein lebt mittlerweile seit mehr als 34 Jahren in einem Haus, das er einst mit seiner Frau und einer Handvoll Freunden umgebaut und bezogen hat. Die beiden Beispiele zeigen: Auch über das – nennen wir es – Kleingedruckte sollten sich die Menschen Gedanken machen, die sich eine Art Wohngemeinschaft im Alter durchaus vorstellen können.

Eine Burg und ihre Bewohner

Nach einer gelebten Gemeinschaft klingt auch das Projekt, das auf der Burg Disternich im Kreis Düren Einzug gehalten hat. Aktuell leben dort 25 junge und ältere Menschen und einige Tiere auf 10 Hektar Fläche. Teil des alten Burggeländes sind auch ein Bach, ein See sowie ein kleines Waldstück und die darin lebenden wilden Bewohner. Die Gemeinschaft ist als Genossenschaft organisiert. Zu ihren Themen gehören der Internetseite zufolge die ökologische Gebäudesanierung, neue Formen des Zusammenlebens, Nachhaltigkeit, verschiedene Arten der Konfliktlösung, soziale Gerechtigkeit, Humanismus und Selbstversorgung. Wer Näheres erfahren möchte, dem sei die 37°-Reportage des ZDF empfohlen.

Falls Sie, liebe Leser und Leserinnen, diese Art von Lebensgemeinschaften spannend finden, aber weder in Bremerhaven, Bremen noch im Kreis Düren wohnen, so schauen Sie sich doch einfach mal auf der Internetseite des Forums gemeinschaftliches Wohnen um (Link in den Quellen). Der Verein hat eine Projektbörse, bei der Interessierte mit und ohne Immobilie und in unterschiedlichen Planungsphasen miteinander in Kontakt treten können. Weitere Informationen – auch zur Finanzierung und der Immobilien-Suche – gibt es beim Wohnprojekte-Portal oder auf der Seite der Stiftung Trias.

Weiterführende Links:

Wohnprojekt Goethestraße 43 (Link), Stand: 30. Januar 2023.

Burg Disternich eG (Link), Stand: 30. Januar 2023.

New Work SE (Xing) (Link), Stand: 31. Januar 2023.

FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e. V. (Link), Stand: 31. Januar 2023.

Stiftung trias – Gemeinnützige Stiftung für Boden, Ökologie und Wohnen (Link), Stand: 31. Januar 2023.

Stiftung trias (Link), Stand: 31. Januar 2023.

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Juliane Klug

Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.

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