Juliane Klug
Redakteurin bei Citycare24
Veröffentlichung am 24. April 2025
Die ungefähre Lesezeit beträgt 8 Minuten.
(Symbolbild)
Das Leben nach dem Tod muss nicht immer mit den Gedanken an ein Jenseits oder eine Wiedergeburt verbunden sein. Es gibt durchaus auch Menschen, die beim Leben nach dem Tod eher an ihren Körper als an ihren Geist denken. Wenn man von derzeit eher abwegigeren Fantasien wie Ganzkörper-Tiefkühlkuren für Wiederbelebungsversuche in ferner Zukunft absieht, können Körperspenden der festen Materie eine Aufgabe über den Tod hinaus geben. Ihr widmet sich der letzte Teil unserer kleinen Serie.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, seinen Körper der Wissenschaft zu vermachen, der findet vermutlich bei jeder Uni-Klinik in der Bundesrepublik die richtigen Ansprechpartner. Denn: Sowohl für die Ausbildung angehender Medizinerinnen und Mediziner als auch für die Weiterbildung bereits in dem Bereich tätiger Menschen sind Körperspenden unverzichtbar. „Die komplizierte Lagebeziehung der Organe und Körperteile zueinander lassen sich nur unzureichend aus Büchern und Bildern erfassen“, erklärt die Justus-Liebig-Uni Gießen online. Es sei wichtig, Strukturen des menschlichen Körpers selbst erkunden zu können und somit tatsächlich zu begreifen.
Bei Weiterbildungen geht es der Gießener Bildungsinstitution auch um den Fortschritt: „Dabei werden nicht nur bekannte Techniken vermittelt, sondern auch neue Operations- und Untersuchungsverfahren entwickelt und getestet.“
So weit, so gut. Doch in diesem Bereich genau wie bei Blut- und Organspenden, kommt nicht jeder Mensch für Körperspenden infrage. Bei den zur Recherche herangezogenen Quellen war etwa die Rede davon, dass die jeweiligen anatomischen Institute Absichtserklärungen für Körperspenden erst entgegennehmen, wenn die Interessenten 50 beziehungsweise 60 Jahre oder älter sind. Zudem müssen sie ihren Wunsch bekunden und schriftlich festhalten, solange sie dazu uneingeschränkt fähig sind (Charité). Teils müssen Dritte demnach per Unterschrift bezeugen, dass die betreffende Person ihre Entscheidung aus freien Stücken und unbeeinflusst getroffen hat. In jedem Fall aber sollten die Betreffenden im Portemonnaie, bei ihrem Hausarzt und bei engen Vertrauten die Information über ihren Wunsch hinterlassen. So wird gewährleistet, dass der Leichnam binnen 24 Stunden dem Institut zugeführt werden kann, mit dem die Körperspende vereinbart worden ist.
Zu den genannten Beschränkungen gibt es auch jene, die sich auf die körperlichen Voraussetzungen beziehen. Von Spenden ausgeschlossen sind beispielsweise Personen, …
…die zunächst gerichtsmedizinisch untersucht worden sind (meistens jedenfalls)
…denen nach ihrem Ableben mehrere Organe entnommen worden sind
…die bei Unfällen schwer verletzt worden und gestorben sind
…die ansteckende Erkrankungen wie Tuberkulose, Hepatitis oder HIV haben
…die stark übergewichtig sind
…die Suizid begangen haben
…die kürzlich operiert worden sind
Quellen: Charité und Uni Gießen
Hinweis: Um die konkreten Voraussetzungen und Ausschlusskriterien der verschiedenen Lehranstalten zu erfahren, wenden Sie sich bitte direkt an dieselben. Hier und da weichen die Vorgaben nämlich leicht voneinander ab.
Generell – da schlagen die untersuchten Texte alle in dieselbe Kerbe – geht es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern meist um die sterblichen Überreste von Personen aus der näheren Umgebung. Solange die Spender und Spenderinnen nicht mehr als 20 beziehungsweise 50 Kilometer weit entfernt wohnen, übernimmt das jeweilige Uniklinikum die Überführungskosten. Wer weiter entfernt wohnt und unbedingt Körperspenderin oder -spender sein möchte, wird dazu aufgerufen, die Kosten aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Stirbt jemand im Urlaub fernab der Heimat, so kann außerdem vereinbart werden, dass der freigegebene Körper einem anderen Institut für denselben Zweck zugeführt wird.
Aber ungeachtet dessen sollte jeder und jede Spendewillige einen Plan B, sprich einen Plan für eine herkömmliche Bestattung, bereithalten. Warum? Weil es – wie sich an den Ausschlusskriterien oben zeigt – immer auch sein kann, dass die Spende kurzfristig nicht angenommen werden kann. Für diesen Fall sollte also in jedem Fall Geld auf der hohen Kante sein.
Apropos Kosten: In der Regel müssen sich Spenderinnen und Spender beziehungsweise deren Angehörige an den Bestattungskosten beteiligen. Da bis zu dieser mindestens einige Monate, aber auch gut und gerne mal Jahre ins Land gehen, handelt es sich meist um Pauschalen. In einigen Fällen werden Angehörige zu den Beisetzungen eingeladen, wenn gewünscht. Geld als Gegenleistung für die Spendeneinwilligung beziehungsweise den Leichnam gibt es im Übrigen nicht.
Neben der Körperspende für die Aus- und Weiterbildung in den Unikliniken gibt es noch mindestens einen weiteren Verwendungszweck: das Plastinat. Plastinate sind haltbar gemachte menschliche Körper. Meist wird die Haut entfernt, ebenso wie das Bindegeweben und das Körperfett (Broschüre Plastinate). Zutage treten dann Sehnen, Adern und Knochenstrukturen. Die anatomischen Präparate eignen sich laut dessen Erfinder Gunther von Hagens als Anschauungsmaterial für die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten, für den Unterricht an Schulen und für Museen sowie zur medizinischen Aufklärung von Laien. Von Hagens Arbeiten wurden immer wieder auch kritisiert.
Von Hagens stellt seine Arbeiten seit Mitte der 90er Jahre auch in großen Ausstellungen aus. Dafür bringt er die Plastinate in unterschiedliche Posen, stellt ihnen ebenfalls plastinierte Tiere an die Seite, gibt ihnen Sportgeräte an die Hand, schneidet sie in Scheiben oder er verwendet nur Teile der Körper. Drei feste Körperwelten-Museen gibt es: eines in Berlin, eines in Heidelberg, wo von Hagens einst die Konservierungsart des Plastinierens erfand, und das Körperwelten-Museum in Amsterdam. Zudem gibt es seit der Prämiere 1995 in Tokio eine bestehende Wanderausstellung. „In jeder Körperwelten-Ausstellung sind rund 200 echte menschliche Präparate zu sehen, darunter etwa 20 Ganzkörperplastinate sowie einzelne Organe, Blutgefäßgestalten und transparente Längs- und Querschnitte des Körpers“, geht aus der Broschüre hervor.
Wer Gunther von Hagens seinen Körper nach dem Tod zur Verfügung stellen möchte, muss sich für das Körperspender-Programm an seinem Institut für Plastination in Heidelberg melden. Die Überführung ist laut Broschüre kostenlos. Aus dem Ausland könne sie jedoch nicht gewährleistet werden. Voraussetzungen hierbei sind:
– dass die oder der Betreffende eines natürlichen Todes gestorben ist
– dass er oder sie auf eine Bestattung verzichtet
– dass kein schwerer Unfall oder eine Autopsie vorausgegangen ist
Anders als bei Körperspenden für Universitätskliniken steht eine Organspende einer anschließenden Körperspende nicht im Wege.
Egal übrigens ob Körperspende für Uniklinik oder Körperwelten: Eine einmal getroffene Zustimmung zur Körperspende kann man jederzeit und meist auch formlos widerrufen.
Körperspende hat nichts mit der rechtsmedizinischen beziehungsweise pathologischen Untersuchung zu tun, die im Fernsehen immer gern gezeigt wird (Uni Gießen). Wer dort auf dem Seziertisch landet, dessen Todesursache muss einwandfrei geklärt werden. Und wenn jemand wiederum zunächst in der Pathologie war, dann scheidet sie oder er bei vielen Instituten automatisch als Körperspenderin oder -spender aus.
Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf „Informieren Sie sich über Körperspende“ (Link), Stand: 24. April 2025.
Universitätsmedizin Berlin „Anatomische Körperspende für die Charité Berlin“ (Link), Stand: 24. April 2025.
Justus-Liebig-Universität Gießen „Merkblatt über die Körperspende nach dem Tode“ (Link), Stand: 24. April 2025.
Institut für Plastination e.K „Körperspende“ (Link), Stand: 24. April 2025.
Als Redakteurin liebt es Juliane, in immer neue Themen einzutauchen. Wenn sie anderen Menschen komplexe Dinge verständlich näherbringen kann, ist sie in ihrem Element. Seit dem Frühjahr 2022 sorgt Juliane im Marketing-Team von Citycare24 für Content.
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