Zum Einstieg: der rote Lebenssaft
Die ungefähre Lesezeit beträgt 15 Minuten.
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Deutsche Krankenhäuser verbrauchen einem NDR-Artikel zufolge jeden Tag etwa 15 000 Blutkonserven. Wer überhaupt zur Blutspende zugelassen wird und wer temporär beziehungsweise generell nicht, das erfahren Sie in Teil eins unserer kleinen Serie.
Aderlass für den guten Zweck
Mit 18 Jahren dürfen Menschen in Deutschland das erste Mal Blut spenden – wenn sie mehr als 50 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringen. Nach oben gibt es seit dem vergangenen Jahr keine Altersgrenze mehr. Stattdessen schauen die involvierten Mediziner auf den allgemeinen Gesundheitszustand der spendewilligen Person (faz-Artikel). Außerdem sind ebenfalls seit 2023 homosexuelle Männer als Blutspender zugelassen (ZDF). Zuvor waren sie jahrzehntelang durch einen generellen Ausschluss diskriminiert worden.
In den Adern von Erwachsenen fließen normalerweise vier bis sechs Liter des roten Lebenssaftes (NDR). Männer dürfen bis zu sechsmal im Jahr zur Spende gehen, Frauen wegen ihres biologisch geringeren Blutvolumens lediglich viermal. Wer darüber hinaus zu einem Termin kommt, wird zurückgestellt.
Das wird (heute) leider nichts
Dass jemand aussetzen muss oder komplett ausgeschlossen wird vom Aderlass, das kann auch andere Gründe haben.
Temporär ausgeschlossen sind Menschen, die:
- in den zwölf Stunden vorher noch Alkohol zu sich genommen haben
- deren Hämoglobinwert (Hb) zu niedrig ist
- Personen, die sich innerhalb der zurückliegenden vier Monate piercen, tätowieren oder akkupunktieren lassen haben (Brandings, Cuttings, Implantate und Permanent-Make-up zählen auch dazu)
- in den vergangenen vier Monaten aus einem Gebiet mit erhöhtem Risiko, etwa am West-Nil-Virus oder Zika zu erkranken, zurückgekommen sind
- im letzten halben Jahr in einem Malaria-Risikogebiet waren
- am Tag zuvor eine Zahnbehandlung beziehungsweise -reinigung hatten oder denen in der Woche zuvor ein Zahn gezogen worden ist
- in der vergangenen Woche einen komplikationslosen Infekt hatten (muss länger her sein)
- in den letzten 28 Tagen eine Infektion mit Fieber oder Durchfall hatten (Symptome müssen länger zurückliegen)
- in den vier Wochen davor einen Lebendimpfstoff verabreicht bekommen haben (gegen Gelbfieber, Röteln, Hepatitis B, Cholera, Masern, Mumps, Cholera, Varizellen, Typhus)
- am selben Tag gegen Corona geimpft worden sind – für den Tag danach gilt, dass sie sich fit fühlen müssen
- in den zurückliegenden zwölf Monaten gegen Tollwut impfen lassen haben
- schwanger sind oder stillen
- operiert worden sind (Zurückstellungszeit variiert)
Quellen: blutspende.de und Paul-Ehrlich-Institut
Zu dem Personenkreis, der gar keine Blutspende abgeben darf, gehören:
- Diabetiker vom Typ 1 Mellitus
- Diabetiker des Typs 2 Mellitus, wenn sie Insulin nehmen müssen
- an HIV erkrankte Menschen
- jene, die Syphilis haben
- Personen, die Malaria haben oder hatten
- jene, die in einer bestimmten Zeit in einem Gebiet waren, in dem es die Krankheit Creutzfeld-Jakob gab
- Menschen mit Herz- und Gefäßerkrankungen
- jene mit Erkrankungen des Zentralnervensystems
- Personen mit Blutgerinnungsstörungen
- jene mit Hepatitis
- jene mit bösartigen Tumoren
- Menschen mit chronische Nieren-, Darm- oder Lungenkrankheiten
- Personen mit Störungen des Immunsystems oder des Stoffwechsels
- jene, die Drogen nehmen oder Medikamentenmissbrauch betreiben
Quellen: blutspende.de und Paul-Ehrlich-Institut
Wie läuft eine Blutspende ab?
Der erste Schritt ist erst einmal der Blick in den Kalender des nächsten Blutspende-Dienstes. Das Deutsche Rote Kreuz – kurz DRK – stellt in Deutschland mehr als 75 Prozent und damit den Großteil der Versorgung mit Blutkonserven sicher (NDR) und verkündet seine Termine online. Zudem weist der gemeinnützige Verein an den Orten, an denen er binnen der kommenden Tage zum Aderlass bittet, in der Regel mit Bannern darauf hin. Den Termin für ihre Spenden können sich Interessierte seit einiger Zeit auf der Internetseite des jeweilig zuständigen Regionaldienstes buchen.
Viele DRK-Termine finden nachmittags in Schulen, in Turnhallen, Gemeindezentren oder ähnlichen Räumen statt. Zu diesen müssen Interessierte ihren Personalausweis mitbringen und – wenn schon vorhanden – ihren Blutspendeausweis. Vor Ort wird dann an verschiedenen Stationen gecheckt, ob der spendenwillige Mensch an dem Tag zugelassen wird – durch einen Fragebogen, die Messung des Hb-Wertes und der Temperatur, den mündlichen Check, ob er oder sie sich fit fühlt sowie mithilfe einer Blutdruckmessung und eines Arztgesprächs.
Ist alles in Ordnung, geleiten freiwillige Helfer die- oder denjenigen zu einer freien Liege. Diese sind in der Regel für Links- oder Rechtsspender ausgelegt. Wer also einen Lieblingsarm hat oder weiß, dass der Hausarzt die Rollvene in dem einen Arm immer erfolglos verfolgt, der sollte seine Wahl auf eine entsprechende Liege fallen lassen.
Insgesamt werden Spenderinnen und Spendern 500 Milliliter des roten Lebenssaftes abgenommen – inklusive einiger kleiner Proben, die binnen 24 Stunden auf Hepatitis A, B und C, auf das HI-Virus, Ringelröteln, das West-Nil-Virus und Syphilis getestet werden (blutspende.de).
Für eine Spende sollten sich Interessierte etwa eine Stunde Zeit nehmen. Die Spende selbst dauert etwa zehn Minuten. Allerdings geht für die Untersuchungen vorher, die Ruhezeit danach sowie den Snack, den die Dienste Spenderinnen und Spendern in der Regel reichen, auch Zeit ins Land. Geld gibt es beim DRK übrigens nicht. Dafür locken Schnittchen, Getränke und später kleine Jubiläumsgeschenke. Aber: „Private Blutbanken und Kliniken zahlen Spendern in der Regel eine Aufwandsentschädigung von etwa 20 Euro“ (NDR).
Wie lange dauert es, bis sich der Körper wieder regeneriert?
Am besten bringt es wohl ein Ausschnitt des bereits erwähnten NDR-Artikels auf den Punkt:
„Wer ausreichend alkoholfreie Getränke zu sich nimmt, kann binnen 24 Stunden den Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen. Fehlende weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasmaeiweiß ersetzt der Körper üblicherweise innerhalb einiger Tage. Länger dauert es, die roten Blutkörperchen nachzubilden. Nach mindestens acht Wochen ist das der Fall.“
Einigen generellen Informationen sowie den markierten Zitaten liegen folgende Quellen zugrunde:
DRK-Blutspendedienst „Häufig gestellte Fragen“ (Link), Stand: 13. Januar 2024.
DRK-Blutspendedienst „Welche Blutgruppen gibt es? Ein kleines Lexikon zum AB0-Blutgruppensystem“ (Link), Stand: 13. Januar 2024.
DRK-Blutspendedienst „Rückstellung und Ausschluss von der Blut- und Plasmaspende“ (Link), Stand: 13. Januar 2024.
tagesschau.de „Gibt es bald künstliches Blut aus dem Labor?“ (Link), Stand: 15. Februar 2024.
DRK-Blutspendedienst „Blutspendearten im Überblick“ (Link), Stand: 15. Februar 2024.
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH „Deutschland braucht mehr Blut und Plasma“ (Link), Stand: 15. Februar 2024.